Nun endlich melde ich mich mal wieder zu Wort und schreibe vom ersten wirklich besonderen Tag für mich, denn ich traf zum ersten Mal Ayako und ihren kleinen Sohn Tomo.
Wir hatten im Vorfeld uns schon über Email zusammen unterhalten und abgemacht, dass wir ca. 10 Uhr am Sensoji-Tempel uns treffen wollten.
Wir stiegen also bei der U-Bahn Haltestelle Asakusa aus und erblickten recht schnell das grosse, rote Tor, welches den Eingang zu einer langen Verkaufsstrasse vor dem Tempel bildete. Hier gab es Essen in Hülle und Fülle, aber fast noch viel mehr Souvenirshops, bei denen man von Essstäbchen über nachgemachte Samuraischwerter, bis hin zu Kinderspielzeug oder Staubfängern jeglicher Art wirklich so ziemlich alles finden konnte.
Was wir oder besser wen wir erst einmal nicht fanden, waren unsere beiden japanischen Begleiter. So schlichen wir durchs nächste Tor, welches nun aber wirklich den Eingang zum Tempel markierte und sahen ihn schon in seiner vollen Pracht. Auch die Pagode gleich Links war wunderschön. Der Tempelbereich an sich ist recht gross und mit einem Hauptgebäude, einer Pagode und vielen kleinen Nebenhäusern und kleinen Scheinen bestückt. Die Holztafeln konnte man dort auch wieder beschreiben, aber das taten wir dieses Mal nicht. Lieber erst einmal Ayako finden. Am Hauptgebäude war sie auch nicht. Also nochmal kurz zurück zum Tor und siehe da, dort sass eine Frau mit einem kleinen Jungen etwas abseits. Generell waren dort sehr viele Menschen unterwegs und schlimmstenfalls hätten wir uns totgesucht. Aber wir hatten Glück, denn die beiden waren tatsächlich die Gesuchten.
Tomo war erst einmal superschüchtern und versteckte sich klammheimlich hinter seiner Mutter. Wir sprachen mit ihr englisch, auch wenn ich es hin und wieder mit Tomo auch auf Japnanisch versuchte. Er blieb ruhig und das sollte sich auch nicht so schnell ändern.
So besuchten wir erst einmal den Hauptbereich und bewunderten diesen wundervollen Tempel, in dem viele Menschen für ihr Glück etc. beteten. Dann rissen wir uns von dem Anblick los und gingen zu einer Ausstellung, die dann im Nachhinein noch in einen Garten führen sollte. Die Ausstellung interessierte Tomo natürlich gar nicht, denn es war alte Kunst. Gemälde und einige Skulpturen zeugten von alten Mysterienund Geschichten Japans, wie der Bezwingung eines Nue – einem japanischen Ungeheuer, welches den Kopf eines Affen, den Körper eines Tanuki, die Beine eines Tigers und den Schwanz in Form einer Schlange hat. Auch stand dort ein grosser Drache als Skulptur herum und einen Guyan Yu mit Guan Blade hatten sie dort ebenfalls. Alles in allem war die Ausstellung sehr interessant, wenn man sich für altejapanische Kunst interessiert. Leider durfte man davon mal wieder keine Fotos machen und daran haben wir uns auch brav gehalten.
Danach gabs für Tomo kein Halten mehr, denn der Garten folgte und er musste sich nicht mehr die olle Kunst angucken. Mit 5 Jahren versteht man von Kultur einfach noch nicht wirklich was. Dabei würde er vielleicht seinen Lieblingsanime «Yokai Watch» mit ganz anderen Augen sehen, wüsste er um manche dieser Geschichten mehr bescheid.
Der Garten war wunderschön und man konnte die ersten Kirschbäume schon blühen sehen. Noch hielten sich ja die meisten Bäume noch etwas bedeckt und wollten lieber noch Sonne tanken. Schön, dass man hier schon mal ein wenig von der zukünftigen Pracht erahnen konnte.
Wir knipsten viele Fotos und Ayako liess auch das freundliche Aufpasspersonal Fotos knipsen. Der gute Mann war eigentlich dafür da, dass er ja Acht gab, dass niemand in das Haus am See hinein kletterte, denn man konnte da das Interieur auch von Aussen bewundern, durfte aber nicht hinein.
Im See, der umbegen war von kunstvoll gewachsenen Bäumchen, schwammen Kois mit teils wundervoller Farbe und imposanter Grösse.
Wir bewunderten also den Garten rund um den kleinen See und gingen dann wieder hinaus aufs Tempelgelände. Dort sahen wir hübsche Mädchen in Kimonos und Ayako meinte, dass wir das auch machen könnten. Wir wollten ohnehin mit ihr noch später im April nach Kawagoe, einer Stadt mit sehr alten Häusern und sie bot uns an, dass wir dort dann in einem Laden Kimonos leihen und gemeinsam tragen könnten. Wir nahmen dankend an und freuten uns schon darauf.
Nach dem ganzen Sightseeing war es Zeit für etwas zu essen. Tomo war uns gegenüber schon bissel mehr aufgetaut, klebte aber noch immer an Mutters Rockzipfel und alberte mit ihr rum. Wir hatten uns aus gemacht, dass wir im modernen Teil eines Sukiyakirestaurants zusammen essen wollen würden, denn den alten Teil mit Tatamimattenräumen etc. fanden wir ein wenig teuer. Allerdings kam es anders, als geplant, denn wir entschieden uns kurzerhand um und nahmen doch den alten Teil.
Das moderne Restaurant heisst «Asakusa Imahan» und das alte Gebäude ist das «Asakusa Imahan Bekkan«. Ich empfele definitiv das Alte, denn da fühlt man sich wie in alte Zeiten zurück versetzt. Das Gebäude selbst ist ein wirklich altes japanisches Gebäude mit kleinem Garten im Innenhof, der Pflicht des Schuhe ausziehens am Eingang, den spiegelglatten Holzböden und den klassischen Tatamimattenräumen, in denen das Essen serviert wird. Dort sitzt man dann allerdings an Stühlen und Tischen unserer Zeit, hat aber einen Raum ganz für sich.Die Räume haben Namen. Unseren weiss ich leider nicht mehr, aber ein Raum, der uns dann nach dem Essen noch gezeigt wurde, war der Hanamaru-Raum, also der Raum mit den kreisrunden Blumen. Er hatte als Designelemente vorwiegend Kreise mit Blumenmotiven aufzuweisen. In unserem stand ein grosser Hippo, getöpfert, in einer der Nischen.
Das Essen und der Service in diesem Restaurant war den hohen Preis (für japanische Verhältnisse) auf jeden Fall wert. Man war privat unter sich, immer wieder kam eine der Frauen in traditioneller Bekleidung um nachzugiessen, nach dem Rechten zu schauen oder einfach mal wieder Fleisch und Co in den Sukiyakitopf zu geben, weil man es selbst noch nicht nachgelegt hatte. Sehr sehr freundlich und die extra Führung durchs Gasthaus durch die Räume, in denen gerade kein Gast speiste, war noch die Krönung. So konnte man einen herrlichen Eindruck von einem alten Gasthaus gewinnen und japanischen, antiken Flair atmen.
Sukiyaki ist übrigens ähnlich wie Shabushabu eine japanische Eintopfvariante. Eher wohl vergleichbar mit Fondue Chinoise oder chinesischem Feuertopf. Es wird hauchdünnes Rindfleisch, Tofu und viel Gemüse gereicht und zwar bei beiden Varianten. Unterscheiden tun sie sich darin, dass ShabuShabu in Dashi (eine klare Brühe aus Seetang (Konbu) und jenachdem Bornitoflocken oder Shiitakepilzen) «gewaschen» wird und Sukiyaki in einem Fond aus einer süsslichen Soyasosse und etwas Wasser gekocht wird.
Nach dem Essen schlenderten wir mit Tomo und Ayako noch etwas durch die Einkaufsstrasse. Ich fand ein japanisch gebundenes Büchlein für mich, was einfach noch in meine Sammlung von Skizzenbüchern hinein musste. Ausserdem noch ein paar schöne Postkarten, wovon nur eine verschickt wurde und der Rest in der eigenen Sammlung bleibt, denn die Abbildungen waren kunstvoll gemalte Mädchen in Kimonos mit Kirschblüten etc, die vor allem wohl Geishas oder Meikos in Kyoto darstellen sollten.
Irgendwann wurde dann Tomo müde und wir verabschiedeten uns von den beiden und zogen weiter. Unser neues Ziel war der Skytree Tower.
Wir nahmen die Tobu Skytree Line für eine Haltestelle und waren dann auch schon da. Es war etwas schwierig genau herauszufinden, wo man denn jetzt Tickets bekam, denn trotz zig Leuten, die irgendwo an offenen Türen standen und was durch die Gegend brüllten, war das nicht gerade ersichtlich. Klar, wer japanisch kann, hätte das auf Anhieb gefunden, aber dazu reichte mein bisher Gelerntes nicht aus. Also hin zum nächsten offenen Türchen, das Personal da schnell fragen und siehe da, man kann ja bissel englisch und antwortet mit einem englisch/japanisch Mix und verweist uns an eine Tür, an der wir schon vorbei gegangen waren…
Sowas sollte uns übrigens noch oft geschehen.
Beim Ticketschalter bekamen wir dann die Tickets für den Lift zu 350 Meter Höhe, dem TOKYO SKYTREE TEMBO DECK. Die Liftfahrt dort hinauf war interessant. Zum einen hat jeder der 4 Lifte ein anderes Aussehen, nämlich jeweils nach den 4 Jahreszeiten designt und zum anderen gibts in den Liften eine Anzeige, die angibt in welcher Höhe man sich gerade befindet. So raste die Anzeige der 350 entgegen und wir hatten die erste gewaltige, leicht wolkenverhangene Aussicht. Hier gab es neben der Aussicht noch Touchscreens, die einem entweder eine 24h Ansicht in Zeitraffer bot oder aber eine Art Touch-Lexika und Lupe, womit man von der jeweiligen Aussicht noch mehr Infos abgreifen konnte. Bei uns war das zum Beispiel die Sicht zum Tokyotower hin. Es war auf jeden Fall recht interessant.
Hier in diesem Stockwerk konnte man sich dann auch erst die Tickets für die TOKYO SKYTREE TEMBO GALLERIA kaufen, die dann auf 450m Höhe lag. Wenn man diesen Lift nahm, gab es keinen Weg mehr zurück auf 350m. Wer also unbedingt dort oben aus dem Shop ein einmalig nur dort oben zu kaufendes Mitbringsel holen wollte und das vergessen hat, müsste wieder ganz nach unten fahren, ein neues Ticket kaufen und so weiter.
Ganz oben hat man dann eine wundervolle Aussicht, auch trotz Wolken.Die haben leider ein wenig den Fuji-san verdeckt. Allerdings waren wir zu einer Zeit dort, in der wir innert einer Stunde den Wechsel zwischen tag und Nacht filmen konnten und das taten wir auch. Wir stellten dort Dank mitgebrachtem, kleinen Stativ unsere Videocam auf und filmten eine geschlagene Stunde lang, in der wir uns die Beine in den Bauch standen. Alles nur, um dann daraus einen Zeitraffer machen zu können.
Danach gings dann wieder etwas weiter runter, nämlich auf 345m, wo sich das Sktreerestaurant befindet. Das war uns aber zu etepetete und vor allem zu teuer. Also noch ein Stück abwärts mittels Treppen auf 340m und dort dann einen Höhenkuchen im Skytreecafé gefuttert, wo die Preise wieder gingen, es aber auch keinen richtigen Service gab.
Und weil uns die Füsse noch nicht genug geschmerzt haben, huschten wir noch ins Aquarium. Das war nämlich gleich nebenan.
Zu Aquarien muss man wahrscheinlich nicht viel sagen, denn grad im asiatischen Raum sind Tiere, ausser sie sind wirklich beliebt, eher Wegschmeissware. Wenn sie also alt und ausgeleiert sind, fängt man sich was Neues und stopft es rein. So jedenfalls hatte man das Gefühl bei den grossen Krabben und Hummern, die sich in ihren Aquarien kaum drehen konnten, da das Aquarium viel zu schmal war und es bot auch kaum Schutz in Form von Felsen für das Tier. Man will schliesslich die Tiere nicht erst suchen müssen. Unsere Zoos und Aquarien haben da ja nun umgedacht, nach Asien ist das ganze noch nicht rüber geschwappt.
Auf die Quallen, die lebenden Fossilien, sowie die Pinguine, die alle ihr eigenes Merchandise im Shop haben, sind sie stolz und die haben auch relativ viel Platz. Vor allem bei den Pinguinen könnten sich unsere Zoos noch ne Scheibe abschneiden. Das Glas war blitzeblank und das Wasser sauber. So konnte man die Pinguine auch beimTauchen mal richtig beobachten und muss nicht aufgeben wegen Grünalgen und somit auch grünlich trübem Wasser.
Nach dem Besuch konnte man auch wieder niedlichen und skurilen Kram im Aquarumsshop kaufen, aber das haben wir gelassen. Wir haben lediglich mal geguckt,was sie so haben. Ich hätt mich da beinahe in ne süsse Kuschelqualle verguckt…
Voll lustig fanden wir die Röhrenaale als Plüshtiere. Man stelle sich einfach ne Schwimmschlange aus Plüsch mit nem runden Kopf oben drauf vor… Einfach lustig, wie die in ihrem Gestell da alle so rumstanden, ähnlich ihrer Vorbilder im Sand.
Danach waren wir dann so kroggi, dass wir uns auf den Heimweg machten und wahrscheinlich sogar das Essen vergassen, denn wir können uns partout nicht mehr daran erninnern, dass wir noch etwas gefuttert hätten.